Wenn Sauna-Fans spärlich bekleidet durch die Hauptstadt Estlands düsen, dann kann dies nur eines bedeuten: der Europäische Sauna-Marathon ist gestartet. Es ist nicht nur in den Nachbarländern populär, auch die Esten können sich ein Leben ohne das regelmäßige Saunieren kaum mehr vorstellen. Und bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von rund 4,5 Grad Celsius kann man es den Esten auch wohl sehr gut nachempfinden. Beiderartig niedrigen Temperaturen gehört der regelmäßige Besuch einer Sauna eindeutig zum Wohlfühl-Programm dazu.
Doch die Dampfbäder sind nicht nur beschauliche Orte zur körperlichen und mentalen Entspannung und Erholung. Denn da, wo es viele Sauna-Liebhaber gibt, da dürfen natürlich auch Sauna-Wettbewerbe nicht fehlen. Da ist auch Estland keine Ausnahme. Und so fand in diesem Jahr der Europäische Sauna-Marathon in der Landgemeinde Otepää, im an der Grenze zu Lettland gelegenen estnischen Kreis Valga statt.
Um Punkt zwölf Uhr fiel am Sonntag den 12.02.2012 im Pühajärve Spa der Startschuss zum Europäischen Sauna-Marathon. Am Marathon konnten Mannschaften mit bis zu vier Mitgliedern teilnehmen. Es war nicht notwendig, so lange wie möglich in einem Dampfbad zu sitzen. Ziel war es, 15 vorgegebene Saunen so schnell wie möglich zu besuchen.
Auf diese Weise ist es auch Sauna-Neulingen möglich gewesen, an dem Wettkampf teilzunehmen und die Saunen in der näheren Umgebung kennenzulernen. Und hier gibt es wahre Prachtstücke. Wer denkt, dass die Esten ihre Saunen unter öffentlichen Schwimmbädern verstecken, ist nämlich auf dem Holzweg. Holzbauten in freier Natur oder zum Beispiel um- und ausgebaute LKW-Anhänger beherbergen die estnischen Wettkampfstätten.
Insgesamt mussten die Gruppen für den Europäischen Sauna-Marathon eine Strecke von fast einhundert Kilometern absolvieren, um alle teilnehmenden Saunen zu erreichen. Und dies ist zu dieser Jahreszeit in Estland ein schwieriges Unterfangen. Aus diesem Grund studierten kluge und ehrgeizige Teilnehmer die ausgegebene Landkarte vor dem Startschuss sehr genau, um eine möglichst günstige Route für ihren Sauna-Marathon auszuknobeln.
Ortskundige hatten demnach bei diesem nicht ganz ernsthaften Wettkampf Ortsfremden gegenüber einen kleinen Vorsprung. Denn nur bei den Fahrten von einer Sauna zu der nächsten konnte wirklich Zeit gespart werden. Eine Alternative zum Durchtreten des Gaspedals stellte der Verzicht auf das aufwendige An- und Ausziehen dar. Um Zeit zu sparen, zogen sich viele Teilnehmer für den Weg zur nächsten Sauna gar nicht großartig um. Handtuch, Saunamütze und Bademantel wurden von zahlreichen Teilnehmern als adäquate Reisekleidung angesehen.
Die Besitzer der Saunen protokollierten sehr genau, wer wann und wie lange die Sauna betreten hat. Alle Mitglieder einer Gruppe mussten mindestens drei Minuten in jeder der teilnehmenden Saunen verbringen. Das bedeutete 45 Mindest-Schwitzminuten für jedes Teammitglied. 30 Minuten wurden den Teams für jede ausgelassene Sauna aufsummiert, 10 Minuten Bonuszeit konnten etwa durch ein Bad in Eiswasser ergattert werden. Einige Sauna-Freunde nahmen ausschließlich aus Spaß an der Freude teil und nahmen es daher mit den Zeiten nicht so genau. Das Beisammensein in der Sauna stand im Vordergrund.
Das Siegerteam schaffte die vorgegebenen 15 Saunen und die nahezu 100 Kilometer des Sauna-Marathons 2012 übrigens in zwei Stunden und 54 Minuten.