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Mit Neurodermitis in die Sauna – geht das?

by cyrus
neurodermitis

Wahrscheinlich haben viele den Begriff “Neurodermitis” schon einmal gehört oder kennen jemanden, der von der Krankheit betroffen ist. Dieser Name für die Krankheit, die eigentlich “atopisches Ekzem” genannt wird, wurde erst im 19. Jahrhundert populär. Neuronen sind Nervenzellen und mit Dermitis wird eine oftmals entzündliche Reaktion der Haut bezeichnet.

Der Begriff “Neurodermitis” entstand, da man damals davon ausging, dass die Krankheit eine ganz bestimmte Ursache hat: eine Nervenentzündung. Dies hat sich jedoch in der folgenden Zeit, in der auch bessere Untersuchungs- und Forschungsmethoden zur Anwendung kamen, nicht bestätigen können. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung “Neurodermitis” eigentlich falsch. Dennoch wird diese Bezeichnung weiterhin verwendet und vielen Personen geläufiger als die Bezeichnung “atopisches Ekzem”.

Neurodermitis: Die Ursachen

Wenn man nun weiß, dass eine Veränderung oder Erkrankung von Nervenzellen nicht die Ursache von Neurodermitis ist, weiß man dann nun auch genau, was die Ursache ist? Leider ist das nicht der Fall. Es könnte sein, dass generelle Veränderungen im Allergieverhalten, der Lebensumstände oder auch der Hygiene entscheidende Faktoren sind.

Zum Beispiel hat man festgestellt, dass es in industrialisierten Staaten immer häufiger zu Erkrankungen kommt. In Deutschland erkranken mehr als zehn Prozent der Kinder an Neurodermitis und das noch vor der Grundschule. Ein Lichtblick im Hinblick auf diese Zahlen ist, dass die Symptome bei erheblich mehr als 50 Prozent vermindern oder auch ganz abklingen.

Betrachtet man nun die Krankheit einmal genauer, wird man feststellen, dass das Krankheitsbild sich von Person zu Person unterscheiden kann. Man geht daher davon aus, dass man nicht von einer einzigen Ursache sprechen kann, sondern dass es möglicherweise die Kombination aus verschiedenen Faktoren sind, die die Krankheit ausbrechen lassen. Veränderungen der körpereigenen Abwehrkräfte, erbliche Veranlagung oder ungünstige Umweltbedingungen könnten derartige Faktoren sein.

Bei vielen Betroffenen lässt sich nachweisen, dass die Produktion oder die Effizienz des so genannten Filaggrin-Proteins gestört ist. Dieses Protein ist Maßgeblich an dem Prozess beteiligt, der der Epidermis die Struktur verleiht. Filaggrin-Proteine haben die Aufgabe, Verhornungsprozesse der Haut zu fördern, damit diese in einem ausreichenden Maß geschützt ist.

Wird nun nicht ausreichend Filaggrin produziert oder ist das Produzierte Filaggrin aufgrund einer Veränderung seiner eigenen Struktur nicht in der Lage seine Aufgabe zu erfüllen, so sinkt automatisch der Eigenschutz der Haut. Die Folge ist, dass die Haut viel leichter von Allergien auslösenden Stoffen durchdrungen werden kann. Auch lässt sich beobachten, dass die Haut der Betroffenen erheblich schneller zu Entzündungen neigt, als die Haut von nichtbetroffenen Personen.

Auch die mangelnde oder eingeschränkte Aktivität eines Enzyms, die so genannten Delta-6-Desaturase, hat Einfluss auf die Krankheit. Dieses Enzym ist an der Herstellung des körpereigenen Hautfetts beteiligt, das die menschliche Haut geschmeidig hält. Ist die Produktion gemindert oder gestört, wird die Haut trocken und reizbar.

Was allerdings die Produktion von Filaggrin oder der Delta-6-Desaturase beeinträchtigt, konnte noch nicht aufgeklärt werden.

Neurodermitis: Symptome der Krankheit

Aufgrund der unterschiedlichen Faktoren, die den Ausbruch der Krankheit begünstigen können, ist das Krankheitsbild von Patient zu Patient sehr unterschiedlich. Nahezu alle Betroffenen leiden aber unter ihrer empfindlichen und meist auch sehr trockenen Haut. Besonders anfällig für die Krankheit sind die Armbeugen, die Kniekehlen und in einigen Fällen sind auch Partien des Hals- oder Gesichtsbereichs betroffen. An diesen Stellen ist die Haut besonders empfindlich und weist in der Regel auch eine Rötung auf.

Durch den mangelnden Eigenschutz der Haut, können Allergene erheblich leichter in die unteren Hautschichten vorstoßen. Die Haut ist vor zahlreichen äußeren Reizen nicht in einem adäquaten Maß geschützt. Dadurch bedingte Hautirritationen führen in der Regel zu Juckreizen. Wollen sich Betroffene nun jedoch durch das Kratzen dieser Stellen Linderung verschaffen, tritt in den meisten Fällen ein weiterer negativer Effekt auf: die Haut ist so empfindlich, dass schon leichtes Kratzen ausreicht, um die oberen Hautschichten zu verletzen, wodurch Allergene oder etwa Krankheitserreger noch schneller in die unteren Hautschichten eindringen können, was wieder zu Juckreizen führen kann.

Dieser zyklische Prozess ist besonders für kleine Kinder eine Tortur, da es keine kindgerechte Erklärung dafür gibt, um ihnen begreiflich machen zu können, warum sie sich nicht kratzen dürfen. Doch auch ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene können dem instinktiven Impuls nicht immer wiederstehen. Besonders schlimm sind daher Juckreize, die in der Nacht auftreten. Wird der betroffene nicht wach, wird er sich automatisch kratzen.

Viele Faktoren können bei Betroffenen einen Krankheitsschub auslösen. Diese können aber bei jedem Betroffenen anders aussehen, was ein großes Problem bei Neurodermitis ist. Jeder Betroffene muss, vielleicht mit ärztlicher Betreuung, selber herausfinden, welche Stoffe zu einem weiteren Schub oder Krankheitsausbruch führen können.

Zu den Faktoren, die einen Schub auslösen könnten zählen etwa Textilien, bestimmte Nahrungsmittel, Allergene, Schweiß, Hormone, Stress oder auch klimatische Bedingungen. Diese so genannten Trigger haben auf die Betroffenen unterschiedliche Wirkungen. Das bedeutet, dass ein Betroffener zum Beispiel Kleidung aus Wolle tragen kann, ein anderer jedoch nicht. Das gilt es bei jedem Erkrankten herauszufinden: Welche Trigger sollten vermieden werden?

Der Verlauf von Neurodermitis

Bei vielen Betroffenen tritt die Krankheit bereits im frühesten Kindesalter auf. Die Krankheit verläuft in Schüben, deren Intensität stark variieren können. Auch die Dauer eines Schubes kann nie genau vorhergesagt werden.

Ein Krankheitsschub beginnt in der Regel mit Rötungen, Schwellungen, nässenden Stellen der Haut oder auch Krustenbildung. Diese Symptome deuten auf eine akute Entzündung der Haut hin und sollten unbedingt zeitnah behandelt werden, da sonst noch weitere möglicherweise bakterielle Infektionen auftreten können, die durch offene Stellen schnell in die Haut eindringen können.

Es lässt sich beobachten, dass von Neurodermitis betroffene Körperregionen abhängig von dem Alter des Betroffenen variieren. Säuglinge etwa weißen häufig entzündliche Stellen am Kopf auf, ab dem zweiten Lebensjahr sind besonders die Armbeugen, Kniekehlen, Hände und Nacken betroffen, bei älteren Kindern und Jugendlichen sind es weiterhin die Gelenkbeugen, der Hals, die Augenlider oder die Handrücken.

Zusätzlich zu den physischen Beschwerden, können im Verlauf der Krankheit psychische Beschwerden hinzutreten. Diese Beschwerden können aus dem Schlafmangel resultieren, der zwangläufig durch nächtliche Juckreize auftritt. Schlafmangel führt zu Gereiztheit, verminderter Konzentration, beeinträchtigter Wahrnehmung, Antriebslosigkeit oder auch zu allgemeinem Unwohlsein. Und auch hier beginnt wieder ein Teufelskreis. Denn diese Symptome erhöhen den Stress der Patienten, der wiederum zu einem neuen Schub der Krankheit führen kann. Auch das von Idealvorstellungen abweichende Äußere der Betroffenen kann dazu führen, dass Betroffene unter ihrer Krankheit zusätzlich leiden, dies tritt gehäuft in der Pubertät auf.

Was bedeutet ein Gang in die Sauna für die Haut?

Das Bad im Dampf des Wassers hat auf gesunde Haut durchweg positive Einflüsse. Im Zusammenhang zwischen Haut und dem Saunieren spricht man auch von Gefäßtraining. Denn sobald man die wohltemperierte Sauna betritt, lässt sich eine Reaktion der Haut feststellen: Die Durchblutung der Haut nimmt dadurch zu, dass sich die Blutgefäße weiten.  Dieser Prozess führt auch dazu, dass die Temperatur an der gesamten Hautoberfläche steigt.

Auf den Aufenthalt in einer Sauna, die Länge ist abhängig von der Art der Sauna und der eigenen Form, folgt eine Abkühlphase. Diese kann durch eine kalte Dusche oder Bad, aber auch durch einen Spaziergang im Schnee erfolgen, sofern dies die Jahreszeit zulässt. Der rasche Temperaturwechsel sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße verengen, die Durchblutung normalisiert sich wieder. Dieser Prozess ist eine besondere Form der Hautpflege, der, wenn man einigen Forschern Glauben schenken darf, auch den Alterungsprozess der menschlichen Haut verzögern kann.

Neben diesem Prozess der Hautpflege geschieht auch zeitgleich ein Prozess der schonenden Körperreinigung. Denn natürlich weiten sich beim Eintreten in eine Sauna nicht nur die Blutgefäße, auch die Schweißproduktion wird augenblicklich gestartet. Der Wechsel von Schwitzen in der Sauna und Wasseranwendungen in der Kühlungsphase sorgen für eine sehr schonende Reinigung der Hautoberfläche. Denn durch den Wechsel der Temperaturen und die ständige Feuchtigkeit, quillt die oberste Schicht der Haut auf. Tote Hautzellen oder Schuppen verlieren ihren Halt und können nach dem Gang in die Sauna sehr leicht abgespült werden.

Dies hat einen besonders positiven Einfluss auf trockene Haut. Denn dadurch, dass die Schweißdrüsen in regelmäßigen Abständen aktiviert werden, kann es zu Wassereinlagerungen in der Hornschicht kommen. Das bedeutet, dass die Haut an Feuchtigkeit gewinnt und dadurch erheblich geschmeidiger wird.

Sollte man nun als Betroffener in die Sauna gehen?

Das klingt zunächst einmal natürlich ideal für jemanden, der von Neurodermitis betroffen ist. Trockene Haut ist schließlich eines der großen Probleme, welches zu weiteren Aspekten der Krankheit führen kann. Besucht nun also ein Betroffener die Sauna, hat er so auf schonende Art und Weise die Möglichkeit, seine Haut zu reinigen und ihr zu ein wenig Feuchtigkeit zu verhelfen. Das funktioniert soweit ganz gut – zumindest bei einigen Betroffenen.

Denn leider können nicht alle Patienten in die Sauna gehen. Wie so oft bei Neurodermitis, kommt es auf die Trigger an. Ist die Temperatur oder die Luftfeuchtigkeit bei einem Betroffenen als Trigger erkannt, sollte die Sauna gemieden werden. Ein Besuch der finnischen Sauna etwa sollte auch dann von der To-Do-Liste gestrichen werden, wenn eine Allergie gegen bestimmte Duftstoffe bekannt ist.

Die Aufgüsse in den Hochtemperatur-Saunen können bei vielen Personen zu einem Krankheitsschub führen. Sollten allerdings die Aufgüsse die Ursache für einen Ausbruch der Krankheit sein, so gibt es noch eine Alternative. Denn natürlich können in diesem Fall Niedrigtemperatur-Saunen, wie etwa Sanarien oder Bio-Saunen aufgesucht werden, in denen in der Regel keine Aufgüsse gemacht werden. Erkundigen Sie sich IMMER, bei Ihrem Hausarzt, bevor Sie mit Neurodermitis die Sauna besuchen.

Man kann sagen, dass die Sauna auch für von Neurodermitis betroffenen Personen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben, sofern die individuellen Trigger einen Gang in die Sauna zulassen. Das Hautbild kann sich erheblich verbessern, ebenso wie die Durchblutung und die Fähigkeit zu schwitzen.

Wichtig ist, dass Betroffene die Sauna meiden sollten, wenn ein Schub gerade akut ist und wenn sich zahlreiche offene Wunden auf der Haut befinden. Auch wenn es die Betreiber der Saunen nicht gerne hören: Wärme und Feuchtigkeit ist nun einmal ein guter Nährboden für Erreger aller Arten. Zudem sollten Patienten auf eine gesonderte Pflege nach dem Besuch der Sauna achten. Das Schwitzen, die hohe Luftfeuchtigkeit und das Wasser entziehen der Haut Feuchtigkeit, die ihr wieder zugeführt werden sollte, um trockene Haut zu vermeiden. Ein verträgliches, feuchtigkeitsspendendes Mittel sollte demnach nach dem Saunieren unbedingt aufgetragen werden.

Übrigens: Saunieren hat auch eine entspannende Wirkung. Betroffene, die gerade sehr unter Stress leiden, sich aber nicht in einem Schub befinden, sollten unbedingt die Sauna als Ort der Ruhe und Entspannung einmal aufsuchen. Vielleicht ist dieses kleine Ritual genau das, was Körper und Geist in diesem Moment benötigen.

Im Zweifelsfall kann oder sollte vor dem ersten Besuch der Sauna Rücksprache mit dem Hausarzt gehalten werden.

Mehr Infos zu Neurodermitis auf jucknix.de

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